Im Spannungsfeld von „Aufnahme“ und „zurück in die Einrichtung“ oder „Ablehnung von Klient:innen“ entstehen viele Irritationen. Fakt ist: Es gibt derzeit (noch) zu wenige stationäre Plätze/Betten in den Kinder- und Jugendpsychiatrien. Ebenso gibt es zu wenige Fachärzt:innen. Dies führt zu Unzufriedenheit, sowohl bei uns, als auch bei KJ Psychiatrie.
Diese Mangelsituation führt zu Phänomenen wie:
- Gegenüberstellung von „pädagogischen“ und „psychiatrischen“ Problemen
- Keine Plätze bzw. wieder zurück schicken der Klient*innen kurz nach Eskalationen in den Einrichtungen trotz Bedenken der Pädagog*innen
- Gegenseitig werden Anfragen oder Nicht Aufnahmen nicht als fachlich notwendige Intervention empfunden, sondern als Abwälzen der Probleme der Klient*innen auf dem Rücken der anderen, aufgrund von mangelhaften Rahmenbedingungen
Wichtig hierzu ist die Information, dass die Psychiatrische Abklärung nicht in Spitälern, sondern über niedergelassene Psychiater:innen erfolgen sollte! Spitäler sind für Krisensituationen im Akutfall zuständig.
Generell war der Wunsch nach Kommunikation auf Augenhöhe sehr häufig zu hören. Als gleichberechtigte Netzwerkpartner könnten manche Irritationen vermieden werden wie z.B. das empfundene Machtgefälle Ärzt*innen vs. Pädagog:innen.
Wie könnte das gelingen?
- Regelmäßige fallbezogene Netzwerktreffen/Helferkonferenzen mit Jugendhilfe/Psychiatrie/Schule?/usw. mit dem Ziel gegenseitiges Verständnis zu entwickeln für die jeweiligen Aufgaben und die Situation der anderen.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit weg von gegenseitigen Schuldzuweisungen und hin zu sich ergänzendem fachlichen Austausch.
- Die Runde ist sich einig, dass es sehr wohl auch positive Beispiele für gelingende Kommunikation gibt. Dies ist aber im hohen Maße von den handelnden Persönlichkeiten abhängig und ihren kommunikativen Fähigkeiten.
- Zusammenarbeit mit PSD und regelmäßige Fallbesprechungen mit Psychiatern wird als sehr entlastend empfunden von den Pädagog:innen.
- Ein Beispiel aus der Praxis u.a. in Norwegen: Dort verlaufen solche Prozesse etwas vernetzter bzw. fluider. Die Pfleger und Pädagog:innen der Spitäler besuchen zum Beispiel die Wohngemeinschaften und suchen den Austausch mit den WG’s, Jugendämtern, Schulen und arbeiten vernetzt.
Das Betreuungsangebot über den 18. Geburtstag hinaus sollte Schule machen bei unserem Klientel, weil sich die psychiatrische Behandlung in den KuJ- und Erwachsenenspitälern doch sehr unterscheidet. Transitionsmodelle z.B. Oase schaffen schonendere Übergänge und sollten die Regel werden.
Es gibt auch Langzeit-Klient:innen an den KuJ Psychiatrien. Für diese wird einfach kein passendes Angebot gefunden. Diese Klient:innen fühlen sich in der Psychiatrie am sichersten/wohlsten. Die Rückkehr ins „normale“ Leben wird immer schwerer. Aber welches System außer der KuJ Psychiatrie kann solche Klient:innen aushalten?
- Hier wären mehr Angebote wie Transitions WG’s gewünscht sowie die stärkere Vernetzung und finanzielle Unterstützung durch Politik und Jugendhilfe zur Ermöglichung solcher Projekte.
Eine Thematik die noch aufkam waren geplante stationäre Aufnahmen von Klient:innen, die in letzter Konsequenz oft verweigert werden – von den Klient:innen. Hier kann das Spital nicht wirklich unterstützen, wenn die Klient*innen verweigern. Die Sinnhaftigkeit einer Intervention ist in Frage gestellt bei einem Zwangskontex und wenn verweigert wird dann lieber mehrere Versuche wagen.
Was leiten wir daraus ab?
- Vernetzung ist das um und auf um Verständnis füreinander entwickeln
- Viel mehr Kooperation und Zusammenarbeit statt Schuldzuweisungen
- Arbeiten an der gemeinsamen Kommunikation
- Wenn Prozesse multi-/interdisziplinärer gestaltet werden könnten, wäre das sehr fein für alle Beteiligten
Als nächstes?
- Versuche – Gemeinsame Helferkonferenzen einzuberufen
- Kommunikation auf Augenhöhe vorleben und einfordern
Während des Workshops erarbeitet